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echt stark!

Lisa Prechtl

 

Das Projekt echt stark und die Methode des Selbstwertstärkenden Feedbacks (SelF)

Das Projekt echt stark ist ressourcenorientiert, primärpräventiv und hat die Stärkung des Selbstwerts von Mädchen zum Ziel. Ein positiver Selbstwert korreliert mit psychischer Gesundheit (Grawe, 2004). Somit lässt sich psychische Gesundheit präventiv durch die Arbeit am Selbstwert unterstützen. Diesen Gedanken greift das musiktherapeutische Projekt echt stark auf. Es richtet sich an Mädchen im Alter von 10-11 Jahren, da Mädchen während der Pubertät häufiger eine Abnahme des Selbstwerts aufweisen als Jungen (Pinquart, Schwarzer, Zimmermann, 2011) und findet in einer Kleingruppe statt. Die Idee des Projekts ist, Mädchen bereits kurz vor dem Beginn der Pubertät die Möglichkeit zu geben sich über Entwicklungsaufgaben auszutauschen, welche in dieser Zeit für sie von Bedeutung sind. Denn wenn diese gut gemeistert werden können, kann sich das ebenfalls positiv auf den Selbstwert auswirken.
Zwei Hilfs-Ichs Lotte und Cleo erleichtern die Gespräche über relevante Themen indem sie, auf Illustrationen abgebildet, die Mädchen durch das Projekt führen. Zusätzlich zu diesem Gesprächsangebot werden Spielideen aus dem Bereich der Musiktherapie eingesetzt, oder eigene Spielideen entwickelt, um den Mädchen die Möglichkeit zu geben, sich darüber auszudrücken, Stimmungen oder Spannungen ins Außen zu bringen, sich Themenfeldern spielerisch im Rollenspiel oder durch den Einsatz von Bodypercussion und Stimme zu nähern und sich selbst in der Kleingruppe zu erleben.
Um eine Rückmeldung nach der gespielten Musik geben zu können, bietet sich die Form des Feedbacks an. Es könne besser angenommen werden als Lob oder Kritik, wirke sich zudem positiv auf die eigene Entwicklung aus und unterstütze ein stabiles Selbstwertgefühl (Kanitz, 2020). Auch Menschen mit einem schwach ausgeprägten Selbstwert nutzten Wege der Selbstwerterhöhung, wenn diese indirekt, wie über eine Stellvertreterfunktion möglich sind (Grawe, 2004). Da ein Feedback immer möglichst konkret sein sollte, ist es wichtig die Musik möglichst genau zu
beschreiben, ohne zu bewerten. Hierzu eignen sich die musikalischen Parameter Rhythmus, Klang,Melodie, Dynamik und Form (Hegi, 2010).
Nach jeder Musik bekommen die Mädchen durch die Musiktherapeutin ein Selbstwertstärkendes Feedback, kurz SelF. Diese Methode wurde für das Projekt echt stark entwickelt, kann aber bei sprachfähigen Kindern und Erwachsenen egal welchen Alters in Therapie und Prävention eingesetzt werden und auch im musikpädagogischen Setting Verwendung finden. SelF eignet sich besonders gut, um auch einen negativen Selbstwert durch die indirekte Vorgehensweise mittels Stellvertreterfunktion zu stärken. SelF verfügt somit über zwei Varianten, das direkte und das indirekte Feedback, um möglichst passgenau auf eine Stärkung des Selbstwerts hinzuwirken.
In einer Pilotstudie zum Projekt echt stark konnte an Hand von standardisierten Fragebögen, (ALS, Aussagen-Liste zum Selbstwertgefühl für Kinder und Jugendliche, Schauder, 2011) welche zu Beginn und Abschluss des Projekts eingesetzt wurden, bei der Hälfte der teilnehmenden Mädchen eine Steigerung des Selbstwerts festgestellt werden.
Um eine genauere Aussage zur Wirkung des Projekts in Bezug auf das Selbstwertgefühl treffen zu können wird zurzeit das Projekt echt stark unter Verwendung des Selbstwertstärkenden Feedbacks in einer Dissertation an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg evaluiert. Darin wird eine größere Stichprobe der Treatmentgruppe sowie eine Kontrollgruppe untersucht. Außerdem soll ein weiterer Messzeitpunkt Aufschluss darüber geben, ob sich ein längerfristiger Effekt bei der Steigerung des Selbstwerts messen lässt.


Es gibt Trainingskurse um das Projekt echt stark und die Anwendung der Methode des Selbstwertstärkenden Feedbacks zu erlernen. Termine und weiterführende Informationen finden sich unter: www.echtstark-projekt.de.

Literatur

Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Hegi, F. (2010). Improvisation und Musiktherapie. Wiesbaden: Reichert.
Kanitz, A. von (2020). Feedbackgespräche. Freiburg: Haufe.
Pinquart, M., Schwarzer, G. & Zimmermann, P. (2011). Entwicklungspsychologie – Kindes und Jugendalter. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Prechtl, A. L. (2018). Musiktherapeutische Prävention für 11-jährige Mädchen am Beispiel des Selbstwerts. Eine Fallstudie über das Projekt echt stark. In Jordan, A.-K., Pfeifer, E., Stegemann, T., Lutz Hochreutener, S. (Hrsg.), Musiktherapie in pädagogischen Settings (S. 185-
203) Münster: Waxmann.
Schauder, T. (2011). ALS Die Aussagen-Liste zum Selbstwertgefühl für Kinder und Jugendliche. Göttingen: Hogrefe Verlag.

 

Kontakt

 

Arbeitskreis "Musiktherapie in pädagogischen Settings"


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